Mit bayesianischen statistischen Methoden werden stochastische Schockprozesse und zentrale Verhaltensparameter so geschätzt, dass das Modell die vergangene Entwicklung als Schwankungen um einen stationären Wachstumspfad herum möglichst gut nachvollziehen kann. Danach können durch Änderung von Politikvariablen, wie z.B. Steuersätze und Subventionsraten, die Auswirkungen von wirtschaftspolitischen Maßnahmen quantifiziert werden.
Speziell sollen die Auswirkungen der oben erwähnten Instrumente: (i) Ausgaben für Grundlagenforschung und Technologietransfer, (ii) fiskalische F&E-Anreize (F&E-Steueranreize, direkte F&E-Subventionen), und (iii) Investitionsanreize für Ausrüstungsinvestitionen untersucht werden. Allerdings müssen die Maßnahmen miteinander vergleichbar sein. Daher soll der Umfang der alternativen Maßnahmen so berechnet werden, dass jeweils die gleichen Budgetkosten resultieren.
Unter dieser Restriktion wird es möglich, eine nachvollziehbare Aussage über die relative Vorteilhaftigkeit bzw. Priorität der drei Stoßrichtungen abzuleiten.
Anhand von Simulationsanalysen mit dem DSGE Modell kann WPZ die kurz- und langfristigen Folgen der Innovationsförderung berechnen, die im Wachstumsgleichgewicht der Ökonomie inhärent zusammenhängen. Die langfristigen Effekte im stationären Gleichgewicht ergeben sich erst nach Abschluss aller Anpassungsvorgänge im Übergangspfad. In Studien kann damit der Darstellung kurz- und langfristiger Effekte unterschiedlich viel Raum widmen. WPZ kann zudem herausarbeiten, wie lange es dauert, bis etwa die Hälfte der langfristigen Auswirkungen realisiert sind (Halbwertszeit der Anpassung). Die Darstellung eines solchen Zeithorizonts ist für die Wirtschaftspolitik von eminentem Interesse.
Das WPZ verfügt über ein in Österreich einmaliges Innovations- und Wachstumsmodell. Es ist in der modernen Wachstumstheorie verankert, welche private F&E als Investition in Produktentwicklung und Qualitätssteigerung modelliert und den Einfluss der Forschungsförderung und der Grundlagenforschung abbildet.
Die Struktur des hier vorgestellten DSGE-Modells spiegelt den neuesten Stand der Forschung in der modernen Wachstums- und Innovationstheorie wider, wie z.B. Acemoglu (2009) und Aghion und Howitt (2009). Vor allem eignet sich das Modell für Politikanalysen, wie sie z.B. Akcigit und Stantcheva (2020) systematisch besprechen.
Zudem verfügt das Projektteam über ausgewiesene eigene Expertise in der Wachstumstheorie, belegt durch Publikationen in führenden Fachzeitschriften (Keuschnigg, 1994, Egger und Keuschnigg, 2015) und dem Band „Moving to the Innovation Frontier“ in Keuschnigg (2016).
Projekt-Beispiel: Wirkung von öffentlichen Forschungsausgaben (im Auftrag des BMDW)
Im Auftrag des BMBWF arbeitete das WPZ an der spezifischen Modellierung des Wissenstransfers in die Privatwirtschaft durch universitäre Spin-offs und Beratungsleistungen. Dabei wird bereits die Entscheidung der Universitäten für die Mittelzuteilung auf angewandte und Grundlagenforschung abgebildet.
Projekt-Beispiel: Wirkungen des Wissens- und Technologietransfers, im Speziellen von Spin-offs (im Auftrag des BMBWF)
Für die Zwecke der speziellen Studie zu den volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Universitäten braucht es zwei bedeutsame Erweiterungen: (i) die spezifische Abbildung der universitären Lehre zusammen mit den anderen Funktionen, die Modellierung der Budgetzuteilung autonomer Universitäten auf die drei Aufgaben, und die Darstellung von anreizkompatiblen Finanzierungsregeln, mit den die öffentliche Hand Anreize setzen und Einfluss auf die Schwerpunktbildung nehmen kann;
(ii) die Unterscheidung von gering, mittel und hochqualifizierter Arbeit in der Produktion zusammen mit Kapital-Skill-Komplementarität, um den Beitrag der Universitäten zur hochqualifizierten Arbeit angemessen zu erfassen.
Projekt-Beispiel: Finanzierung von Universitäten – mit Fokus auf die Finanzierungsstruktur von Forschung und deren makroökonomische Effekte (im Auftrag des BMBWF)
In Kooperation mit der Wirtschaftsuniversität Wien, gefördert von der B&C Privatstiftung, wird das Forschungsprojekt „Ein Klimaplan. Österreichs Beitrag zur Lösung der Klimakrise“ durchgeführt, im Rahmen dessen unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Christian Keuschnigg aktuell ein Klimamodell konzeptioniert bzw. erarbeitet wird.