Reduziert COVID-19 langfristig die unternehmerische Innovationstätigkeit?

Während die Forschungsquote (= Anteil der Ausgaben für F&E am BIP) in Österreich weiterhin steigt und nach neuer Schätzung der Statistik Austria 2023 mit 3,22% den höchsten Wert aller Zeiten erreichen wird, sind die Ausgaben der heimischen Unternehmen als Anteil am BIP im COVID-19-Jahr 2020 von 1,51% im Jahr 2019 auf 1,32% zurückgefallen und haben seither noch nicht das Niveau der späten 2010er-Jahre erreicht: Für 2023 wird ein Anteil von 1,39% erwartet. In dieser Zahl nicht enthalten sind die Forschungsprämie (eine Steuergutschrift in Höhe von 14% der unternehmerischen F&E-Ausgaben), welche 2023 0,23% des BIP erreichen wird, sowie F&E-Finanzierung durch das Ausland (2023: 0,53%), worin auch Ausgaben ausländischer Unternehmen erfasst sind.

Die Frage ist, wie der relative Rückgang der durch heimische Unternehmen finanzierten F&E zu interpretieren ist.

Für Deutschland zeigt eine neue Studie des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), dass die COVID-19-Pandemie die Innovationstätigkeit langfristig verändern könnte. Es ist zwar vergleichsweise normal, dass Unternehmen in Krisenzeiten die Risiken zu reduzieren suchen und daher F&E-Ausgaben senken. Die Autorin und die Autoren der genannten Studie sehen allerdings auch langfristige Effekte, da von der Pandemie negativ betroffene Unternehmen auch in Zukunft Innovationsaktivitäten kürzen werden. Interessanterweise zeigt sich auch eine Reduktion der Innovationsaktivitäten bei von der Pandemie positiv betroffenen Unternehmen: Diese versuchen von einem Steigen der Nachfragen besonders zu profitieren, indem sie kurzfristig den Umsatz ankurbeln und die Produktionskapazitäten ausweiten, auf Kosten der Innovationsaktivitäten.

Wie die Zahlen der Statistik Austria zeigen, scheinen auch Österreichs Unternehmen vom „Long-Covid“-Syndrom betroffen zu sein.

Links:

Globalschätzung der F&E-Ausgaben der Statistik Austria: https://www.statistik.at/statistiken/forschung-innovation-digitalisierung/forschung-und-experimentelle-entwicklung-fe/forschungsquote-globalschaetzung

Zitierte Studie des ZEW: https://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp23014.pdf