Der Bericht „Science, research and innovation performance of the EU 2022“ ist veröffentlicht

Zusammenfassung von Bruno Lindorfer und Sascha Sardadvar. 

Neben anderen Berichten zur Innovationsfähigkeit veröffentlicht die EU-Kommission (über die Generaldirektion Forschung und Innovation) auch den „SRIP“, kurz für „Science, research and innovation performance of the EU 2022“, mit dem Untertitel „Building a sustainable future in uncertain times“. Mit dem Punkt „Think the unthinkable (and be prepared for it)” wird ein vergleichsweise neuer Hauptstrang der Forschungs- und Innovationspolitik eingeführt, über den v.a. die Resilienz gestärkt werden soll. Ansonsten dominiert die Sorge, technologisch den Anschluss zu verpassen, v.a. gegenüber China (das wesentlich häufiger als die USA genannt wird).

Bevor auf den Bericht näher eingegangen wird, sollte vielleicht daran erinnert werden, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone seit Ausbruch der Wirtschafts-, Finanz- und Währungskrise noch immer nicht erholt hat. Die Wirtschaftsleistung der zwölf Gründungsmitglieder des Euro zusammengenommen lag – gemessen am realen, absoluten BIP – 2021 um 8,31 % höher als 2008, sie ist also pro Jahr um gerade 0,62 % gewachsen. Das liegt nicht nur an der Corona-Krise, denn es dauerte bis 2015, ehe die zwölf Länder zusammen wieder das Niveau von 2008 erreicht hatten. Es liegt auch nicht am Ukraine-Krieg, der 2021 noch gar nicht ausgebrochen war. Es ist daher sicher sinnvoll, in einem 797 Seiten starken Bericht zu überlegen, wie man die technologische Position der EU verbessern kann, auch wenn angemerkt werden muss, dass der Konnex Euro und Krise auffallend gemieden wird.

Der Bericht formuliert sechs Handlungsrichtlinien für die zukünftige Gestaltung von F&E:

  • Build forward better in a post-pandemic world
  • (Re)gain competitiveness
  • Think the unthinkable (and be ready for it)
  • Leverage businesses, institutions and people
  • Connect actors and address disparities
  • Ensure R&I friendly conditions

So wird ausgeführt, dass die EU zwar noch immer stark sei in der F&E („EU is an R&D powerhouse“), dass aber die Position der EU erodiere. China sei zum globalen Führer bei vielen Technologien und auch bei wissenschaftlichen Publikationen geworden, während sich in der EU die Dynamik in der F&E verlangsamt habe. Ferner hat die EU, anders als China, seit Beginn der Covid-Krise einen Rückgang beim Produktivitätswachstum hinnehmen müssen.

Hinsichtlich der Herausforderungen der „twin transition“ („European Green Deal“, Digitalisierung) wird festgestellt, dass deutlich mehr Forscherinnen und Forscher sowie Ingenieurinnen und Ingenieure für Themen wie künstliche Intelligenz, Industrie 4.0 etc. benötigt werden. Das auch vor dem Hintergrund, dass eine technologische Souveränität der EU angestrebt wird und das ursprünglich für 2020 vorgesehene Ziel, 3 % des BIP für F&E aufzuwenden, auf EU-Ebene weit verfehlt wurde (2020: 2,3 %). Ein Weg dazu wäre, den Fokus mehr als bisher auf die rasche Umsetzung von Forschungsergebnissen in wettbewerbsfähige Produkte (inkl. Dienstleistungen) für die Weltmärkte zu legen. Ein zusätzliches Problem sei, dass sich die räumlichen Unterschiede hinsichtlich der Innovationsfähigkeit innerhalb der EU eher noch verstärken.

Links:

SRIP 2022: Science, research and innovation performance of the EU 2022 – Publications Office of the EU (europa.eu)

Offizielle Daten zum BIP: https://appsso.eurostat.ec.europa.eu/nui/show.do?dataset=nama_10_gdp&lang=de